Flughafen Berlin-Tempelhof


Die Fläche, auf der der Flughafen Tempelhof gebaut wurde, das Tempelhofer Feld, war ehemals ein Exerzierplatz. Ab Juni 1923 wurde am Nordrand des Tempelhofer Feldes ein Stück Land planiert und zwei hölzerne Flugzeughallen und ein Stationsgebäude errichtet. 1923 wurden insgesamt 100 Starts und Landungen mit 150 Passagieren und 1300 kg Fracht durchgeführt. Ende 1924 wurde mit dem Bau der großen Flugzeughallen begonnen. Es entstanden die drei westlichen Hallen und die drei östlichen Hallen. Neben den Hallen entstanden ein Scheinwerferturm sowie eine Funkstation und das Abfertigungsgebäude. Der erste Bauabschnitt war im Jahr 1927 fertig und konnte über den damals ebenfalls neu eröffneten U-Bahnhof Flughafen erreicht werden. Eine Flughafenanbindung durch eine U-Bahn war seinerzeit weltweit einzigartig. In einem zweiten Bauabschnitt wurde das Abfertigungsgebäude erweitert. Es entstand ein großer. mit Klinkern verkleideter Bau. Es gab hier ein Flughafenrestaurant, eine Besucherterrasse und ein Flughafenhotel.

In den 1930er Jahren stand der alte Flughafen Tempelhof mit seinem Verkehrsaufkommen an der Spitze des europäischen Flugverkehrs. Die Grenzen der technischen Möglichkeiten waren bald erreicht, und im Januar 1934 begannen die ersten Planungsarbeiten für einen Neubau zu einem Großflughafen auf dem Tempelhofer Feld. Dieser Flughafen entsprach den neuen städtebaulichen Vorstellungen und der monumentalen Architektur des Nationalsozialismus und war für bis zu sechs Millionen Passagiere pro Jahr geplant. Das ab 1936 entstandene Flughafengebäude war nach seiner Fertigstellung 1941 mit einer Bruttogeschossfläche von 307.000 m2 für zwei Jahre das flächengrößte Gebäude der Welt, ehe es vom Pentagon in Arlington abgelöst wurde. Die Gesamtlänge des bogenförmigen Teils des Gebäudes beträgt etwa 1,2 Kilometer ? es ist damit eines der längsten Gebäude Europas. Das Flugfeld wurde als ovaler Rasenplatz mit annähernd zwei Kilometern Durchmesser angelegt.

Im Dezember 1939 verfügte Hermann Göring, Teile der Produktion des Weserflug-Werkes Lemwerder nach Tempelhof zu verlagern. Aus der Baustelle Neuer Flughafen wurde eines der größten Endmontagewerke für Bomber weltweit. Produziert wurde im Wesentlichen in den Hangars 3 bis 7, der Flugsteighalle (die deshalb eine hölzerne Außenfassade erhielt), der 5000 m2 großen Empfangshalle, der darunter befindlichen Frachthalle und seit 1943 auch im Eisenbahntunnel. Die Lufthansa nutzte ab 1940 ebenfalls den Flughafen-Neubau zu Produktionszwecken. In Hangar 2 wurden Schäden durch Beschuss an Flugzeugen der Luftwaffe repariert und im Hangar 1 wurden Radargeräte montiert. Als sich die Front Ende April 1945 näherte, sollte der Flughafen verteidigt werden, dieser Befehl wurde aber glücklicherweise u.a. vom damaligen Flughafenkommandant ignoriert, der die bereitgestellten Waffen beiseiteschaffen ließ und ein Feldlazarett einrichtete. Dadurch kam es nicht zu einer Verteidigung des Flughafens. die möglicherweise zu einer völligen Zerstörung geführt hätte. Es wurde allerdings der Betonboden der Haupthalle gesprengt. sodass dieser auf die darunter liegende Gepäckebene stürzte und die Haupthalle unbenutzbar wurde. Am 28./29. April 1945 besetzten Truppen der Roten Armee den Bezirk Tempelhof und den Flughafen. Die neuen Gebäude blieben weitgehend von Zerstörungen verschont. jedoch kam es zu mehreren Bränden. die auch die Stahlkonstruktion der Hallenbauten schwer beschädigten. Die Gebäude des alten Flughafens waren restlos zerstört und das Flugfeld von Einschlägen übersät. Auch der unterirdische Bunker mit dem Filmarchiv brannte komplett aus und alle Filme wurden dabei zerstört.

Am 2. Juli 1945 verließ die Rote Armee den Flugplatz und am 2. Juli 1945 wurde Tempelhof Central Airport (TCA) eingerichtet. am folgenden Tag begannen die Aufräumarbeiten. Dabei wurden alle vorgefundenen Akten, Personalpapiere und auch fast alle Baupläne des noch unfertigen Baus vernichtet. Der Flugbetrieb wurde im August 1945 aufgenommen, um Passagiere zur Potsdamer Konferenz zu bringen. Im Jahr 1946 wurde der im US-amerikanischen Sektor liegende Flughafen Tempelhof zum Militärstützpunkt, den überwiegend die USAAF nutzte. Er bekam den Namen Tempelhof Air Base. Die erste Aufgabe war die Instandsetzung der Hallen 1 und 2, die dringend für die Wartung und Unterstellung der Flugzeuge gebraucht wurden. Außerdem musste eine befestigte Start- und Landebahn angelegt werden, damit auch schwerere Flugzeuge landen konnten. Am 18. Mai 1946 landete auf dieser Bahn auch die erste zivile Maschine. Eine besondere Bedeutung hatte der Flughafen während der Blockade der Berliner Westsektoren durch die Sowjetunion. Rund ein Jahr lang wurde die gesamte Versorgung der Westsektoren mit Lebensmittel, Medikamenten, Bedarfsgütern, Ersatzteilen und vor allem Kohle für die Kraftwerke durch Flugzeuge, die in Tempelhof landeten, sichergestellt. In Spitzenzeiten landete alle 90 Sekunden ein Flugzeug, das Entladen dauerte ca. 30 Minuten.

Am 1. Juli 1950 übertrug der amerikanische Hohe Kommissar dem Senat von Berlin das Recht, einen Teil des Flughafens Tempelhof zur zivilen Nutzung zu übernehmen. Daraufhin wurde am südlichen Teil mit Zugang vom Tempelhofer Damm auf kleinstem Raum eine Abfertigungsanlage gebaut, die für eine Kapazität von 20.000 Passagieren monatlich ausgelegt war. Am 9. Juli 1951 konnte die neue Anlage dem Verkehr übergeben werden. Damit konnte die 1936 begonnene Anlage zum ersten Mal ihre offizielle Funktion übernehmen. Von den während der Blockadezeit entstandenen drei Start- und Landebahnen wurde die mittlere in den Jahren 1957/1958 entfernt. Die beiden anderen wurden im Laufe der 1950er Jahre von Grund auf erneuert. 1954 entstand so die nördliche Bahn mit 2093 Metern Länge und die südliche mit 2116 Metern Länge. Zum Ende der 1950er Jahre konnten die zur Verfügung stehenden Anlagen das Passagieraufkommen nicht mehr bewältigen. Durch Verhandlungen wurde 1959 erreicht, dass die US Air Force weitere bisher militärisch genutzte Bereiche für die zivile Nutzung freigab. Hierbei handelte es sich um den Vorplatz (auch als Ehrenhof bezeichnet), das Bürogebäude mit der Eingangshalle (auch als Ehrenhalle bezeichnet) und das Abfertigungsgebäude mit der großen Haupthalle, die durch die BFG wieder hergerichtet bzw. fertiggestellt wurden. Der südliche Teil am Tempelhofer Damm wurde nun für den zivilen Luftverkehr genutzt, während der nördliche Teil am Columbiadamm weiterhin von den Amerikanern militärisch genutzt wurde. Acht Jahre nach Inbetriebnahme der großen Abfertigungshalle wurde 1970 erneut die Kapazitätsgrenze erreicht. 1968 verlegte man daher zunächst den Charter- und Pauschalreiseverkehr nach Tegel.

1971 konnte die Kapazität durch etliche Umbauten und Verbesserungen noch einmal gesteigert werden, aber man entschloss sich trotzdem, den verbliebenen Linienverkehr in Tempelhof einzustellen und nach Tegel zu verlagern. Im Sommer 1975 wurde Tempelhof für den zivilen Luftverkehr geschlossen und durch den neu errichteten Flughafen Tegel, auf dem Gelände des französischen Militärflugplatzes, ersetzt.

Im Jahr 1981 wurde Tempelhof für den Zivilluftverkehr, das heißt für den Geschäftsreiseverkehr und für Fluggesellschaften mit kleinerem Flugmaterial. wiedereröffnet. 1990 wurden wieder mehr als 400.000 Fluggäste gezählt. Auch noch bis kurze Zeit nach der politischen Wende lief die Abfertigung der Fluggäste zunächst nicht über die zu früheren Zeiten genutzte Haupthalle, sondern über einen relativ kleinen Bereich, dem späteren GAT (Abfertigungsbereich für allgemeine Luftfahrt), südwestlich der Haupthalle. Die Haupthalle selbst wurde aufgrund der rapide steigenden Passagierzahlen am 16. Dezember 1990 durch den Flughafenbetreiber etwas überraschend wiedereröffnet. Erst zu Beginn des Jahres 1992 war der Service dort vollständig einem gewissen Standard angepasst: Eine Hallenbar wurde errichtet, das neue Restaurant oberhalb der Haupthalle mit Blick auf das Vorfeld öffnete, neue Anzeigetafeln für Abflüge und Ankünfte wurden installiert, und ein neues Gepäckausgabeband für Inlandsflüge in der Haupthalle ging in Betrieb. Die U.S. Air Force übergab den Flughafen 1993 bei ihrem Abzug aus Berlin wieder komplett an die BFG. Auf Grund der mit nur 2116 Metern relativ kurzen Start- und Landebahn wurde der Flughafen vorwiegend für innerdeutsche und innereuropäische Ziele genutzt.

Bereits der erste Flächennutzungsplan des wiedervereinigten Berlins aus dem Jahr 1994 sah im Gegensatz zum Flughafen Tegel eine Umwidmung des Flughafengeländes mit zukünftiger Nutzung als Gewerbe-, VVohn-, Park-. Sport- und Sonderfläche vor. Im sogenannten ?Konsensbeschluss- einigten sich Bund und die Länder Berlin und Brandenburg auf den Neubau eines Großflughafens Berlin Brandenburg, in dessen Folge auch die Schließung der innerstädtischen Flughäfen Tempelhof und Tegel vereinbart wurde. Nach vielen Senatsbeschlüssen, Gerichtsbeschlüssen dafür und dagegen, Protesten, Bürgerinitiativen und einem Volksentscheid wurde der Flughafen offiziell am 30. Oktober 2008 geschlossen. Die weitere Nutzung des Weitläufigen Geländes ist noch nicht endgültig geklärt, nach einem weiteren Volksentscheid haben sich die Mehrheit der Berliner gegen eine Bebauung des Tempelhofer Feldes ausgesprochen, so dass das Gelände zur Zeit als Park und Freizeitfläche genutzt werden kann In den Gebäuden sind verschieden Firmen eingezogen. ein großer Teil wird von der Berliner Polizei genutzt. In den Hangars sind seit der Flüchtlingskrise Unterkünfte für Asylsuchende eingerichtet worden. Eine Besichtigung eines Teils der Gebäude ist im Rahmen einer Führung möglich.